Wanganui, am Abend des gleichen Tages, Februar 1864

 

June war noch ein wenig blass um die Nase, als sie an diesem Abend ihre Gäste begrüßte, aber sie hatte sich aufrappeln können, bevor Ripeka und Lily vom Einkaufen zurückgekehrt waren. Unter äußerster Anstrengung hatte sie es geschafft, aufzustehen und sich in ihr Schlafzimmer zu schleppen. Nachdem sie sich auf dem Bett ausgestreckt hatte, war es ihr gleich besser gegangen, und nach einem kurzen Schlaf hatte sie keinerlei Beschwerden mehr gehabt. Jedenfalls keine körperlichen. In ihrem Herzen aber tobte nach wie vor ein Orkan der Gefühle. Diesen inneren Aufruhr verstand sie allerdings blendend zu verbergen.

  »Guten Abend, Mabel, schön, dich zu sehen«, flötete sie, während sie ihre Gäste ins Esszimmer führte. »Guten Abend, Tomas, es tut mir ja so leid, dass Henry euren Abschied von Wanganui nicht mitfeiern kann.«

  Immer wenn June dieses harmonisch wirkende Paar sah, gab es ihrem Herzen einen Stich. Es war Tomas Newman förmlich anzusehen, wie er seine Frau vergötterte. Wahrscheinlich hatte meine Mutter recht, als sie damals behauptete, Henry habe von Anfang an nur ein einziges Interesse an mir gehabt: das Vermögen meines Vaters. Wahrscheinlich stimmt es auch, was die Leute hinter vorgehaltener Hand flüstern: dass er sich schon seit Jahren mit jungen Maori-Mädchen vergnügt. Mädchen wie ... Ein eiskalter Schauer durchfuhr sie.

  Tomas Newman ließ den Arm seiner Frau los und hielt ihn June hin.

  »Um Gottes willen, was ist mit dir los? Du bist ja ganz grün im Gesicht. Komm, setz dich!« Galant brachte Tomas die Gastgeberin zu ihrem Stuhl an der festlich gedeckten Tafel.

  »Wo sind die Kinder?«, fragte sie, um von ihrem Zustand abzulenken.

  »Lily wollte Edward noch etwas im Garten zeigen. Sie hat wohl einen jungen Kiwi gesund gepflegt«, erklärte Mabel wohlwollend. »Sie hat offenbar genauso viel Interesse an der Medizin wie unser Sohn.«

  »Das sollte sie auch als zukünftige Ehefrau eines angehenden Arztes«, lachte Tomas.

  Die beiden Frauen blickten ihn gleichermaßen entgeistert an.

  »Aber Tomas, ich glaube nicht, dass dein Sohn für meine Tochter entbrannt ist«, erwiderte June, obwohl ihr der Gedanke, Edward zum Schwiegersohn zu bekommen, alles andere als Missbehagen bereitete.

  »Wir werden sehen, wie die Lage nach seiner Rückkehr aus Sydney ist«, bemerkte Mabel.

  »Sydney?«

  »Ja, wir haben uns breitschlagen lassen, dass er in einem halben Jahr an der dortigen Universität sein Medizinstudium aufnehmen darf«, entgegnete Edwards Mutter und blickte June besorgt an. »Geht es dir wirklich besser?«

  June nickte. »Setzt euch!«

  Kaum dass die Gäste Platz genommen hatten, räusperte sich Tomas verlegen.

  »Da wir ja schon übermorgen reisen, wollte ich fragen, ob Henry dir etwas für mich dagelassen hat.«

  »Ach, Liebling, lass sein! Du siehst doch, dass es June nicht gut geht. Das werden wir klären, wenn wir uns alle in Dunedin Wiedersehen.«

  Tomas wand sich. »Nein ... ja, wir sollten die Sache lieber aus der Welt schaffen, bevor die Kinder kommen.« Er hielt inne und atmete noch einmal tief durch. »June, bist du sicher, dass er wirklich in Russell ist?«

  »Ja, selbstverständlich, wo sollte er denn sonst sein?«

  »June hat recht. Was stellst du ihr für merkwürdige Fragen?«

  »Er hat sich von mir eine größere Summe Geld geliehen ...«

  »Aber das kann doch bis Dunedin warten«, versuchte seine Frau abzuwiegeln.

  »Das habe ich nicht gewusst«, erwiderte June fassungslos. »Und er hat es dir vor deiner Abreise zurückgeben wollen?«

  Tomas atmete schwer. »Ja, ich habe es jedenfalls von ihm verlangt, und da hat er gesagt, dann müsse er sich wohl nach England absetzen, wenn er es mir nicht zurückzahlen könne ...«

  Mabel lachte erleichtert auf. »Ach, Liebling, das war ein Scherz! Du kennst doch Henrys Humor. Er würde doch nicht flüchten, weil du ihm ein wenig mit Geld ausgeholfen hast. Was ist mit eurer Firma? Die würde er doch nicht einfach dir überlassen. Und er würde doch niemals June und Lily...«

  »Es ist mehr Geld, als ich es dir gegenüber zugegeben habe, Mabel«, unterbrach Tomas seine Frau sichtlich betreten.

  June aber hörte gar nicht mehr zu, was die beiden redeten. Das Geld war ihr gleichgültig. Um Geld musste sie sich nicht den Kopf zerbrechen. Bereits vor ihrer Hochzeit hatte ihr der Vater eine nicht unbeträchtliche Summe überlassen, verbunden mit dem Versprechen, von diesem Vermögen niemals Henry zu erzählen. Trotz ihrer anfänglichen Verliebtheit hatte sie sich eisern daran gehalten und dieses Vermögen stets vor ihrem Mann verbergen können. Etwas ganz anderes verursachte ihr heftiges Herzklopfen. Was, wenn Henry tatsächlich nicht mehr aus Russell zurückkehren würde, weil Matui ihn dort aufspürte und Rache übte? Kam es da nicht äußerst gelegen, wenn man Henry bei bester Gesundheit in England vermutete? Auf diese Weise konnte man Lily ersparen, um ihren Vater zu trauern. In diesem Augenblick wurde ihr bewusst, dass sie Matui ihren Mann nicht nur ans Messer geliefert hatte, sondern dass sie ihm bei seinen Racheplänen auch ein gutes Gelingen wünschte. Ja, wenn sie ehrlich war, wünschte sie sich aus tiefstem Herzen, dass Matui Henry für immer verschwinden ließ... Sie wollte diesen Mann niemals Wiedersehen. Wenn nämlich doch, dann hätte sie für nichts garantieren können. Vielleicht würde ich eigenhändig zur Waffe greifen, durchfuhr es sie ungerührt. Was Henrys Tod anging, hatte Matui in ihr eine stille Verbündete, nicht aber bei seinem Plan, Lily mitzunehmen, und wenn sie tausendmal seine Nichte war. Sie darf um keinen Preis der Welt erfahren, wer sie wirklich ist, ging es June durch den Kopf.

  Lilys und Edwards Stimmen rissen sie aus ihren Gedanken. Sie rang sich zu einem Lächeln durch, als die beiden, vertieft in ein angeregtes Gespräch über die beste Art, Wunden zu behandeln, das Esszimmer betraten. Sie war froh, dass sie nun nicht mehr gezwungen wäre, über das geliehene Geld und Henrys angebliche Flucht zu reden. Sie hatte ihre eigenen Pläne, und das allein zählte. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass sowohl Mabel als auch Tomas sie gleichermaßen verwundert anstarrten. June vermutete, dass ihr Verhalten den beiden befremdlich erschien. Schließlich war sie so tief in die eigenen Gedanken abgedriftet, dass sie nicht einmal mehr mitbekommen hatte, was am Tisch geredet wurde. Ob sie sie etwas gefragt hatten und sie nicht geantwortet hatte?

  »Entschuldigt bitte, aber das mit dem Geld, das ist mir sehr unangenehm. Vielleicht kann ich es euch wiedergeben«, raunte June ihren Gästen zu, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die jungen Leute sich immer noch angeregt unterhielten und das Gespräch nicht mitbekamen.

  »Auf keinen Fall!«, entgegnete Tomas entschieden. »Wir können übrigens von Glück sagen, dass wir die beiden schönen Häuser über unsere Geschäftspartner in Dunedin bekommen konnten. In der Innenstadt soll es wegen der vielen Menschen nämlich ganz grauenhaft sein. Die Straßen sind matschig, der Müll stapelt sich, und Krankheiten breiten sich aus. Es wird höchste Zeit, dass dieses Goldsuchergesindel weiterzieht, damit wir neue Siedler holen können.«

  June nickte zustimmend, obwohl sie weiterhin große Mühe hatte, sich auf das Gespräch bei Tisch zu konzentrieren. Als sie jetzt über die lange beschwerliche Reise nach Dunedin sprachen, schweiften ihre Gedanken zu Matthews Drohung ab. Wie sollte sie bloß verhindern, dass er sich Lily holte? Sie konnte doch nicht auf ein Wunder hoffen. Doch in diesem Augenblick hörte sie ihre Tochter voller Begeisterung ausrufen: »Mutter, wie findest du das? Die Newmans würden mich schon übermorgen mit nach Dunedin nehmen, wenn du es erlaubst. Du sagst doch Ja, nicht wahr?«

  June stockte der Atem, und sie konnte ihr Glück kaum fassen. Das war die ersehnte Lösung. Lily musste so schnell wie möglich aus Wanganui verschwinden.

  Sie lächelte ihre Tochter an, deren Wangen vor Freude glühten, bevor sie sich Mabel zuwandte. »Aber gibt es denn noch Plätze auf dem Schiff? Sie sollen doch immer schon total belegt sein.«

  »So ist es, aber weil unsere beiden Hausangestellten nun doch nicht mitkommen, haben wir gedacht, wir könnten eurer Tochter den Platz anbieten. Ich hoffe, du bist nicht böse, wenn wir sie dir entführen.«

  June war versucht, sich zu kneifen, um zu überprüfen, ob sie vielleicht träumte.

  »Das war nur so ein Gedanke von uns, aber ich kann gut verstehen, wenn ihr alle in vier Wochen gemeinsam reisen wollt«, fügte Misses Newman fast entschuldigend hinzu.

  »O nein, liebste Mabel, ich finde den Gedanken ausgezeichnet. Dann hat Lily auf der Reise wenigstens jemanden, mit dem sie unterwegs die Möwen rettet, die verletzt auf das Deck des Schiffes fallen«, lachte sie.

  »Mutter, danke!« Lily umarmte ihre Mutter stürmisch.

  »Wenn das für euch kein Umstand ist«, fügte June hinzu.

  »Aber nein. Niemals!«, erklärte Mabel inbrünstig.

  »Sie ist doch wie eine Tochter für uns«, fügte Tomas voller Überzeugung hinzu.

  »Ich würde mich auch riesig freuen. Ich habe da nämlich ein paar interessante neue medizinische Bücher, über die ich mich mit Lily austauschen möchte«, bekräftigte Edward die Pläne seiner Eltern und warf der Tochter des Hauses einen verliebten Blick zu.

  Als Ripeka das Essen servierte, fand sie eine gelöste und lustige Gesellschaft vor.

  »Misses Newman, sagten Sie nicht, es gebe zwei Plätze?«, fragte Lily plötzlich aufgeregt. »Könnte Ripeka uns nicht begleiten?«

  Ein Lächeln huschte über Mabels Gesicht. »Das ist sogar ein ganz hervorragender Gedanke. Ich habe mich nämlich schon die ganze Zeit über gefragt, woher wir in Dunedin so schnell ein neues Mädchen bekommen sollen, weil unseres ja nun nicht mit uns umziehen will. Ich meine, Ripeka, würdest du denn schon übermorgen mit uns reisen können?«

  »Bitte!«, bettelte Lily.

  Ripeka warf June einen fragenden Blick zu.

  »Wenn Sie das erlauben?«

  »Ich glaube, mir bleibt keine andere Wahl. Lily macht doch keinen Schritt ohne dich.«

  »Ich denke, dann werde ich es tun«, entgegnete die treue Hausangestellte, während sie den Lammbraten auf den Tisch stellte.

  Zurück in der Küche, ließ sie ihrer Freude freien Lauf und klatschte in die Hände. Das war eine Fügung des Schicksals. Auf diese Weise war die Gefahr gebannt, Matui noch einmal in die Arme zu laufen. Was für ein Glück, dass er nicht zum Haus der Carringtons gegangen war! Wenn er es sich doch wieder anders überlegen sollte, dann wären sie fort, ging es ihr erleichtert durch den Kopf, nicht ahnend, dass er längst dort gewesen war.

  Als Ripeka nach dem Essen die Küche säuberte, trat June zögernd ein und musterte die Maori mit einem merkwürdigen Blick, bei dem Ripeka beklommen zumute wurde.

  »Ich muss dir eine Frage stellen«, brachte June nach einer Weile des Schweigens zögernd heraus.

  »Fragen Sie nur«, erwiderte Ripeka forsch, obwohl ihr eher danach zumute war, fluchtartig die Küche zu verlassen.

  »Ich werde nicht lange darum herumreden. Es geht um dein Verhältnis zu meinem Schwiegervater. Er war damals ganz offensichtlich nicht erfreut, als du uns in Auckland gefunden hast und für uns arbeiten wolltest. Das konnte er kaum verbergen. Er hat damals wörtlich zu mir gesagt: Schick sie weg. Die kommt mir nicht über die Schwelle. Darum frage ich mich: Weshalb hat er dich eingestellt, nachdem du ihn genötigt hast, mit ihm unter vier Augen zu sprechen?«

  Das kam dermaßen überraschend, dass Ripekas Hände heftig zu zittern begannen. Ihr glitt ein Teller aus der Hand, der mit lautem Krach auf dem Fußboden zersplitterte.

  »Er war immer gut zu mir. Ich weiß nicht, was Sie meinen«, erwiderte sie mit heiserer Stimme. Dabei blickte sie zu Boden.

  »Schau mich an, Ripeka!«, befahl June in ungewöhnlich scharfem Ton, so dass die Maori zusammenzuckte. Doch Ripeka hielt ihren Blick weiterhin gesenkt und starrte auf den Scherbenhaufen.

  »Ich muss das zusammenfegen«, murmelte sie.

  »Das hat Zeit«, entgegnete June schroff. »Soll ich deinem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge helfen? War es nicht vielleicht so, dass du meinen Schwiegervater erpresst hast? Dafür, dass er dich bei Maggys Kind ließ, musstest du ihm Schweigen geloben, nicht wahr?«

  »Ich weiß gar nicht ... ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, stammelte Ripeka.

  »Davon, dass du wusstest, wer Lilys Vater ist, und auch, wie es damals geschehen ist.«

  Ripekas Knie wurden weich. Sie musste sich setzen.

  »Matthew hat Sie aufgesucht, während wir beim Einkaufen waren, nicht wahr?« Eine Träne rollte Ripekas Wange hinunter, doch June hatte sich mit verschränkten Armen vor ihr aufgerichtet.

  »Ist es wahr, was er mir erzählt hat?«

  »Ich kann nicht darüber sprechen. Ich musste ihr schwören, es keinem Menschen ...«

  »Ist es wahr? Hat Henry seiner Schwester Gewalt angetan?«

  Ripeka stöhnte gequält auf.

  »Ich habe ein Recht, es aus deinem Mund zu hören.«

  Ripeka schluchzte laut auf. »Misses Carrington hat Maggy fortgeschickt, damit Sie und Ihre Familie nicht dahinterkommen konnten. Das Mädchen fühlte sich doch so unendlich verloren, weil man sich ihrer entledigt hatte wie eines verschmutzten Kleidungsstückes. Aber sie hatte Emily Carrington auf die Bibel schwören müssen, es niemandem anzuvertrauen. Misses redete ihr ein, dass Maggy eine Sünde begangen habe, als sie ihren Bruder in ihr Bett ließ, doch das, was geschah, das wollte sie nicht. Sie hat ihn angefleht, es nicht zu tun. Ich habe an dem Tag, an dem man uns nach Te Waimate abgeschoben hat, geahnt, dass sie schwanger war und auch, wer der Vater war. Als sie sich nachts in den Schlaf geweint hat, da habe ich es ihr auf den Kopf zugesagt. Da erst hat sie es mir gestanden. Seitdem glaubt sie, dass ein Unglück geschehen würde, weil sie ihren Schwur gebrochen hatte. Ihre Zieheltern haben ganze Arbeit geleistet, das Gemüt dieses Menschenkindes zu zerstören.« Ripeka hatte aufgehört zu weinen. Die letzten Worte hatte sie voller Bitterkeit hervorgepresst.

  Dafür brach June in lautes Schluchzen aus. »Und ich habe mir so sehr ein Kind gewünscht, dass ich nicht sehen wollte, wer das kleine Mädchen wirklich war, das mir mein Schwiegervater damals in die Schule nach Te Waimate brachte. Ich habe ihm geglaubt, als er sagte, wir sollten sofort aufbrechen, weil Hone Hekes Leute vielleicht auch Te Waimate angreifen würden. Ich habe mich schuldig gemacht.«

  Ripeka griff nach Junes Hand. »Sie trifft keine Schuld. Ich habe die ganzen Jahre über die Wahrheit gekannt und geschwiegen, aber was sollte ich tun? Matthew hat seine Schwester wenig später mit nach Kaikohe genommen. Sie war nicht mehr bei Sinnen. Der Schmerz über den Verlust ihres Kindes hat ihr den Verstand geraubt. Und ich glaubte, ich täte recht daran, wenn ich wenigstens ihr Kind beschützen würde. Es musste doch wenigstens einen Menschen geben, der sie mit den Maori-Legenden vertraut machte. Das habe ich getan, sooft ich konnte. Ich brauchte sie nicht einmal zum Schweigen zu verdonnern, wenn ich ihr Legenden von unseren Göttern erzählt habe. Sie hat gespürt, dass sie es ihrem Vater nicht sagen durfte. Bei mir hat sie sich ausgeweint, wenn er sich verächtlich über die Maori geäußert hat. Ach, Misses June, ich hatte doch so sehr gehofft, Sie drei würden eine glückliche Familie, aber dann ...«

  »Dann hast du erleben müssen, wie gleichgültig Henry dieses in seinen Augen fremde Kind war. Ripeka, ich bin dir so unendlich dankbar. Du hast es mir ermöglicht, dass ich ihr all die Jahre eine echte Mutter sein durfte. Ich liebe sie doch wie meine eigene Tochter. Wir können beide nicht mehr zurück, ohne zu riskieren, dass sie mit all diesem Schmutz belastet wird. Und glaub mir, Matui wird nicht zögern, es ihr zu sagen. Doch wem nützt es? Davon wird Maggy auch nicht wieder lebendig. Und deshalb ist es gut, dass ihr übermorgen fort seid. In Dunedin wird Matthew sie nicht finden.«

  »Aber glauben Sie denn wirklich, dass er wiederkommt?«

  »Ich glaube es nicht nur, ich weiß es. Er kommt zurück, sobald er erledigt hat, was er einst seinem sterbenden Freund versprochen hat.«

  »Sie meinen, er will Henry töten? Aber dann müssen Sie Ihren Mann warnen ...«

  »Muss ich das?«, fragte June kalt.

  »Nein, das müssen Sie nicht. Im Gegenteil...«

  »Ich habe ihm gesagt, wo er Henry finden kann. Und ich hoffe, dass er seinen Plan erfolgreich umsetzen wird.«

  »Aber bedenken Sie, was sein Tod für ein Schock für Lily wäre. Sie stehen sich zwar nicht so nahe, aber er ist immerhin ihr Vater.«

  »Es geht das Gerücht, dass sich mein Mann nach England absetzen will, und dieses Gerücht werde ich verbreiten. Was guckst du mich so ungläubig an, Ripeka? Hat er es verdient oder nicht?«

  »Schon, aber so kenne ich Sie gar nicht. Das passt nicht zu Ihnen. Sie haben doch so ein gutes Herz ...«

  »Das krank geworden ist, weil ich still gelitten habe, oder glaubst du etwa, das sei alles spurlos an mir vorübergegangen, seine Gleichgültigkeit mir gegenüber, sein ständiges Trinken und das Wissen, dass er unten am Fluss eine oder mehrere Geliebte hat? Wie oft habe ich mit dem Gedanken gespielt, mich leise aus diesem Leben fortzuschleichen, aber ich habe es Lilys wegen nicht in die Tat umgesetzt. Für dieses Kind hat es sich zu leben gelohnt.«

  In Ripekas Gesicht stand jetzt so etwas wie Bewunderung für diese sonst eher lammfromme Frau geschrieben. Nein, sie konnte June keinen Vorwurf machen, dass sie Matthews Racheplan unterstützte. Auch sie, Ripeka, würde Henry Carrington mit Sicherheit keine einzige Träne nach weinen.

 

 

Der Schwur des Maori-Mädchens
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